Erntebericht 2023: Eine Rebsorte – vier Weine

Von der Guschtiweid zum Rebberg mit AOC-Weinen – die Geschichte der Eggisbühler Weingärtner wird dieses Jahr um ein Kapitel reicher: Aus dem Jahrgang 2023 wird es auch eine Barrique-Variante geben!

 

Man schrieb das Jahr 1990, als die 15 Mitglieder des im Jahr zuvor gegründeten Rebbergvereins Eggisbühl genau 1772 junge Blauburgunder-Reben, weltweit bekannt als «Pinot Noir», pflanzte. Der Verein hatte die 33 Aren grosse Rinderweide unterhalb der Hügelkapelle Eggisbühl von der Bürgergemeinde in Pacht bekommen, mit einem Menzi-Muck terrassiert und verwirklichte damit hier die Vision, in Weggis wieder einen eigenen Wein zu produzieren. Weshalb wieder? – Schon im Mittelalter machten dies die Bauern hier, und Dokumente beweisen, dass sie einen grossen Teil ihrer Weinernte ihren Lehensherren abliefern mussten.

 

Wein für die Bevölkerung, so steht’s in den Statuten

 

Abliefern wem auch immer, das war natürlich nicht das Ziel der Weggiser Weingärtner. Ein wenig davon selber geniessen wollten sie schon auch. Aber nicht nur: Ihr Ziel ist es gemäss Statuten, dass die breite Bevölkerung Gelegenheit bekommen soll, einen echten Weggiser Wein zu geniessen. So geschieht es denn nun auch seit 33 Jahren: Jeweils im Frühling können alle, die wollen, Wein wünschen, und wenn es genug hat, kann man ihn direkt im Eggisbühl erwerben, früher nur in bar, heute natürlich auch mit einer QR-Rechnung.

 

1992: Erste Lese im Eggisbühl

 

Im Jahr 1992 konnte die erste Lese stattfinden, die Trauben wurden zum Weingut von Peter Schuler beim Schloss Heidegg gefahren, er kelterte daraus den ersten «Eggisbühler Blauburgunder». Und das ist heute noch so: Was jeweils während eines Jahres unter der Sonne im milden Weggiser Klima herangereift ist, kann nach einer fachkundig erfolgten Kelterung beim Profi, sauber abgefüllt und etikettiert, wieder nach Hause gefahren werden.

 

1999: Der Federweisse kommt

 

Nachdem mit den ersten sieben Jahrgängen ausschliesslich der «Eggisbühler Blauburgunder» als eleganter, fruchtbetonter Rotwein gekeltert wurde, lancierte der Verein im Jahr 1999 den zweiten Wein aus denselben Trauben, ein sogenannter «Blanc de Noirs», wie man ihn in Frankreich nennt. «Eggisbühler Federweisser» – so heisst er in Weggis, und er wird bei den Geniesserinnen und Geniessern von frischen, fruchtigen Weinen jedes Jahr beliebter. Wie aber wird aus einer dunklen Traube ein heller Wein? Die Antwort: Der Rotwein aus Blauburgunder-Trauben wird nur rot, wenn man sie zusammen mit der dunklen Schale vergären lässt, denn in der Schale sitzen die Farbstoffe. Wenn man aber gleich nach dem Abbeeren Saft und Schale trennt, erhält man einen hellen Wein.

 

Seit 2022 auch ein Perlwein

 

Die dritte Art eines Eggisbühler Weins kam dann vergangenes Jahr: Der «Supérieur», ein eigener Weggiser Perlwein, wurde die echte einheimische Alternative zum traditionellen Import-Cüpli. Der goldene Rebensaft aus dem Eggisbühl ist mit fein prickelnden Perlen versetzt und setzt beispielsweise einem besonderen Apéro die Krone auf. Rückmeldungen ergaben klar: Wer ihn kennt, liebt ihn!

 

2023: Blauburgunder im Barrique-Ausbau

 

Und wie war die Ernte dieses Jahr? Anfang Oktober nahm Peter Schuler das Weggiser Traubengut in Empfang, es wurde gewogen, öchslemässig analysiert und als ausserordentlich gut beurteilt. Viel Sonne während des Tages und kühle Nächte, das lieben die Blauburgunder-Trauben. Qualität statt Quantität, sorgfältige Laubarbeit, kaum Nebel und mit Einzel-Säcklein gut geschützt vor den Essigfliegen, dies alles trug ebenfalls bei zu einer legendär guten Qualität des Weggiser Traubenguts. Diese gute Qualität ist nun die Voraussetzung für eine besondere Kelterung: Der Rebbergverein Eggisbühl wird einen Teil der diesjährigen Ernte im Barrique reifen lassen! So wird dann ein Blauburgunder, ausgebaut im kleinen Eichenfass, bereits die vierte Eggisbühler Weinart mit dem Qualitätslabel AOC Luzern sein. Freuen wir uns auf einen speziellen Genuss!